Diagnose: Schreibblockade von Geminy-van-Blubel (Dreimonatige Challenge) ================================================================================ Kapitel 149: 17.5.2024: Zuckerdose ---------------------------------- Jenny stand in ihrer Küche und ließ das Rauschen der Kaffeemaschine auf sich wirken. Gedankenverloren wanderte ihr Blick aus dem Fenster, während sie mit fahrigen Bewegungen Tassen, Milchkännchen und Zuckerdose auf ein Tablett stellte. Ihr ganzer Nacken und die Schultern taten weh und so langsam bereitete sich der Schmerz auch in ihrem Kopf aus. Die vergangenen Stunden waren anstrengend gewesen und die Tage davor nicht weniger. Mit einem tiefen, langen Atemzug füllte sie ihre Lunge und spürte die aufkommende Erschöpfung, als die Luft wieder entwich. Ihre Lider fühlten sich mit einem Mal furchtbar schwer an und sie ließ sich auf einen Stuhl sinken. Endlich ein wenig Ruhe ohne Geschrei, Tränen oder endlose Diskussionen. „Wo bin ich da nur hineingeraten?“, dachte sie und betrachtete das Tablett. Die alte Zuckerdose erinnerte sie an ihre Kindheit; ein Geschenk ihrer Urgroßmutter, nachdem sie das mit Rosen bemalte Porzellan immer mit so viel Ehrfurcht bewundert und geliebt hatte. Hatte sie Ben deshalb so lange gewähren lassen? Weil sie wusste, wie wichtig einem die Familie sein konnte? Neben der Zuckerdose standen aber auch die gelb getünchten Kaffeetassen, deren Gestaltung überhaupt nicht zum restlichen Ensemble auf dem Tablett passte. Sie erinnerten Jenny an ihre beste Freundin, mit der sie sich vor gar nicht allzu langer Zeit auf den Umzug in diese Wohnung vorbereitet hatte. Ihre erste eigene Wohnung, für die sie damals vieles hatte neu kaufen müssen - so auch diese Tassen, die sie eigentlich so schäbig gefunden hatte und inzwischen doch liebte, weil ihre Freundin es geschafft hatte, sie ihr schön zu reden, nachdem alle anderen Services zu teuer gewesen wären. Wenn sie jetzt daran dachte, musste sie schmunzeln. Inzwischen hätte sie sich andere Tassen leisten können, aber diese gelben Dinger waren ihr mittlerweile zu sehr ans Herz gewachsen. "Wir müssen bald mal wieder was zusammen machen", strich sie sich durchs Haar und dachte daran, dass das letzte Treffen bereits einige Wochen zurücklag. Automatisch griff sie zum Handy und sein Fehlen holte sie ins Hier und Jetzt zurück: Sie hatte es vorhin Hellen geliehen, damit diese versuchen konnte, die Kontaktdaten ihrer Familie zurück zu bekommen. Jenny rieb sich den Nacken und stand auf, weil der Kaffee durchgelaufen war. Sie griff zur metallischen Warmhaltekanne und während sie sie befüllte, fragte sie sich, ob sie in ihrem Vergleich mit Tassen und Zuckerdosen diese Kanne war. Aber wofür stünde diese Kanne dann? Was machte sie aus? Dann aber schüttelte Jenny den Kopf und stellte die Kanne aufs Tablett. „Ich bin echt durch, wenn ich uns jetzt schon für Geschirr halte“, murmelte sie und spürte ein Hadern, als sie sich zur Küchentür wendete. Sie seufzte aus. Konnte sie nicht einfach noch ein bisschen hier sitzen und ihren Gedanken nachhängen? Aber das nützte ja nichts. Irgendwie musste es weitergehen und sich in der Küche zu verstecken war keine Option. Also gab sie sich einen Ruck und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)